„Geb mir das!!!“
Die Kaffemaschine heizt auf, ich öffne die großen Glasschiebetüren, lüfte den Mief der Nacht aus dem Laden und befülle den Putzeimer mit Wasser und Essigreiniger.
„Hans! Geb mir das!!!“
Es ist 7:00 morgens und mein Kopf noch weit davon entfernt auf Betriebstemperatur zu laufen. Aber die simultanübersetzte Korrektur des Satzes staut sich an meinen Stimmbändern wie eine wütende Bullenherde am Weidegatter: Es heißt „GIB mir das“, Du degenerierte Volltröte!

Laden?
Was denn für’n Laden?
Richtig, Kids – könnt ihr ja noch gar nicht wissen.
Mein Arbeitgeber, ein kleines und unabhängiges St. Pauli Kulturmagazin, hat eine Kneipe mitten…

Eine geringfügige Änderung der Umgebung kann bereits ausreichen, unseren Orientierungs- und Realitätssinn auf eine harte Probe zu stellen.
Ist ja kein Geheimnis, Kids.
Der Küchenstuhl steht ein paar Zentimeter weiter links als gewohnt, und schon sagt der Arsch geräuschvoll „Moin“ zum Fliesenboden; Tube im Bad an der falschen Stelle – heißa, die Zähne werden jetzt ganz sicher keinen Sonnenbrand kriegen; und während die Katzen sich über den leckeren Thunfisch freuen, beäugen die Dinner-Gäste argwöhnisch die merkwürdige Pampe auf dem Nizza-Salat.

Kürzlich fand in Hamburg mal wieder ein Marathon, Triathlon, Motorradgottesdienst, Schlagermove oder FIFA-Fanfest statt, der genaue Anlass für die vielfältigen…

Kürzlich wurde ich von einer aufmerksamen Leserin darauf hingewiesen dass meine Zeichensetzung um es einmal höflich zu formulieren stark zu wünschen übrig lasse Da hat die junge Dame durchaus recht und hält mir den staubigen Spiegel meiner Schulzeit vor die gerümpfte Nase
Meine schriftlichen Leistungen in allen linguistischen Fächern nämlich waren beeindruckend sah man galant über meinen beliebigen Gebrauch von Satzzeichen allen voran Kommata hinweg
Folglich und vollkommen zu recht straften mich auch die friedfertigsten Lehrkräfte mit geminderten Notenwerten ab und legten mir eindringlich ans Herz mich umfassend mit dem Thema Punktation zu befassen ehe ich mich in ein sprachwissenschaftliches…

Der Wagen hält vor einem Altbau in Eimsbüttel und wir sind startklar.
Kea flirtet das Navi an, Inga und ich trinken das zweite Fahrbier, Esther schleppt Zelt und Schlafsack aus dem Hauseingang. Wir wären also so weit.
Dreieinhalb Tage Dreck, Bier und laute Musik. Das Hurricane-Festival erwartet uns mit offenen Armen und geballten Fäusten.
„Ich hole dann noch mal eben die anderen Sachen!“
Die anderen…?!?
Ich sehe mich gezwungen den Teil mit „Wir wären so weit“ ungläubig zu streichen, Kids.
Es folgen Unmengen von Kühltaschen und Beuteln, die den Kofferraum des großen Wagens an seine Grenzen peinigen; wir sehen aus,…

Eigentlich.
Also, eigentlich schreibe ich in Etappen, mit Kunst- und Zwangspausen, selbstinduzierten Ablenkungsmanövern und natürlich schon viel zu lange an einem zweiteiligen Report über meinen Aufenthalt auf dem wundervollen Hurricane-Festival im pittoresken Scheeßel (Nerd-Info am Rande: Ich habe mir selbst auferlegt, das Wörtchen „pittoresk“ nur einmal am Tag zu benutzen, mein Pensum wäre für heute also erfüllt).
Die Dauer meiner künstlerischen Schaffensphase jedoch scheint hier und da, und das vermutlich auch noch zu recht, mit scharrenden Hufen und gesenkten Hörnern begleitet zu werden, Kids.
Ich finde Drohbriefe vor meiner Tür, werde des nächstens von bezahlten Schlägertrupps aufgehalten und mit sehnsuchtsvollen…

Früher gab es allerorten sogenannte BW-Shops.
Also „Bundeswehrläden“, in welchen sich politisch zweifelhaft gesonnene Bürger mit allerlei martialischem Zeug ausstatten konnten. Außer Waffen natürlich.
Und es gab diesen Witz.
Da kommt einer in den BW-Shop und sagt: „Ich hätte gerne eine grüne Deutschland-Flagge!“
Sagt der Verkäufer: „Die gibt’s aber nur in schwarz, rot, gold…“
„Gut, dann nehme ich eine rote.“

Wir liefen an den Schaufenstern vorbei und brüllten: „Take The Skinheads Bowling“ von Camper van Beethoven.
Geht heutzutage nicht mehr.
Weil die BW-Shops zum Glück den Weg alles Irdischen gegangen sind und sich dieser Tage jeder mit…

Dann wäre es also mal wieder so weit, Kids.
Das Spiel dauert so lange wie die gute alte Audiokassette inklusive Umdrehen, am Ende gewinnt irgendwer und ich werde erneut wenig bis nichts von alledem mitbekommen haben.

Ja doch, ich habe mein halbes Leben lang Vereinssport getrieben: Handball, Turnen, Leichtathletik, Schwimmen, Basketball – dennoch ist meine Begeisterungsfähigkeit für sportliche TV-Events ungefähr so hoch wie der Blutdruck einer Amöbe.
Meine letzte sportliche Höchstleistung erschöpfte sich im Besteigen des Kölner Doms, der nicht nur außergewöhnlich schön, sondern zu allem Übel auch außergewöhnlich hoch ist.
Habe ich als Frühjugendlicher übrigens schon einmal getan und…

Kids, ich schwöre euch – das ist gar nicht mein eigenes Auto!
Der alte Renault mit dem vielen Baum-ab oben drauf ist einem noch älteren Ford gewichen… einem weißen Cabrio, in welches es bei vermehrtem Niederschlag kräftig rein leckt.
Die Musik scheppert aus den Boxen, als säßen wir in einer fahrenden Mülltonne und müht sich vergeblich gegen die überlauten Fahrgeräusche anzustinken.
Wir verlassen Amsterdam wie falsch koordinierte Wellenreiter. Schuld sind die „Drempel“, kleine bis mittelgroße Fahrbahnerhebungen zur Verkehrsberuhigung, die dem Bodenblech der alten Proletenkiste etwas zu sehr entgegenkommen - die Dreckskarre wurde 1988 wohl von einem geschmacklosen Goldkettchenträger tiefer gelegt.…

Joost hat keine Lust oder Zeit mehr uns zu beherbergen und auch die freundliche Dame am Empfang des Hans Brinker Budget Hotels meldet Bedenken bezüglich unserer geplanten Aufenthaltsdauer an:
„I recommend ONE night!“
Die Lösung ist einfach: Das bekennend mieseste Hotel Amsterdams beherbergt in den Folgenächten 500 (sic!) Rugby-Spieler, die sich erfahrungsgemäß durch tödlichen Alkoholkonsum und die Lautstärke einer Staffel startender Düsenjäger auszeichnen. Wer wären wir, ließen wir uns dieses Spektakel entgehen?
Es bleibt auf meinen ausdrücklichen Wunsch bei drei Nächten.
„I warned you! Three times!!!“
Zum Ausgleich für die zu erwartende Ruhestörung verspricht man uns Freibier und ein ruhiges…

Die Wellen schlagen sanft gegen die Betondeiche, der Fahrtwind reißt an meinen Haaren, der Asphalt unter mir ist stellenweise aufgebrochen und treibt harte Stöße durch mein konzertwundes linkes Knie. Ich hätte weichere Rollen aufziehen müssen. Anfängerfehler.
Meine Haut riecht nach Salz, Sand, Sonnencrème und Schweiß.
Die Abendsonne spiegelt sich in der Nordsee, über mir kreischen Möwen und ich ducke mich tiefer, um an Geschwindigkeit zu gewinnen, reite die befestigten Vordeiche ab wie Wellen.
Jelle und ich skaten und schweigen.
Charakteristisches Klacken der Skateboard-Tails auf dem harten Grund der „Banks“, ein wogenförmig angelegter Hochwasserschutz, hartes Atmen, die Küstenlinie rauscht vorbei. Wir…