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Der gelungene Untrend.

Mo., 12. Mär. – Cursive, Olafur Arnalds Erlangen_E-Werk/Clubbühne

Schlimm, wenn man lautkrachende Rock/Metal-Konzerte gewöhnt ist. Und wenn die Hauptband momentan so dermaßen in den modernen Zeitschriften gehypt wird. Man erwartet ein blickdichtes verrauchtes "Ambiente", massig Teenies und Unmengen schwitzende Ellbogen und Unterarme, die ihren Tagessaft an einem selbst gleichmäßig verteilen.
Naja, erst mal hingegangen und, oha, die Location ist klein und gemütlich, wie Erlangen selbst. Unüberfüllt und mit gedämpfter Musik unterlegt, die an einigen Stellen an Überlängeninterludes von Loungemusik oder Fahrstuhljazz erinnert. Die Leute müssen nicht schreien, um zu reden und nuckeln geduldig und kollektiv an ihrem Montagsbier. Konzertgänger sind viel ruhiger geworden.

Auch das Auftreten von Ólafur Arnalds und seines Streichquartetts ändert nicht viel an der Gemütlichkeit, nur dass die Aufmerksamkeit nun vollständig nach vorne gerichtet ist. Der (selbst-)gesprächige, supergemütliche Isländer erklärt der lückenhafte Masse von etwas über 50 Leuten auf schnell in langsamen und gleichmütig gesetzten Worten, dass man sich bei seiner Musik lieber setzen sollte. Gesagt, getan. Das Sitzen lohnt sich, man kann so seiner ruhigen, neoklassischen Musik besser ein Ohr leihen. Außerdem auch besser die manchmal etwas längeren Pausen überstehen, die aufgrund gelengentlicher Soundschwierigkeiten auftreten. Oder wenn Ólafur akribisch an irgendwelchen Gerätschaften rund um sein E-Piano rumdreht. Alles in allem präsentierte sich hier eine Formation, welche recht nervös und unsolide zur Tat schritt, insgesamt aber das rüberbrachten, was sie bestimmt auch wollten. Er verlässt die Bühne mit einem leisen "Thank You" und die Sitzblockade löst sich rasch wieder auf und verteilt sich wieder brav an die Bar und die ehemaligen, wie zugeteilt wirkenden Sitzplätze.

Minuten später, Cursive betreten die Bühne, die Besucherzahl steigt nicht weiter, wo ist der Hype geblieben? Die meisten hier sehen aus, als ob sie Montag abend nichts besseres gefunden hätten. Cursive selber präsentieren sich auch nicht mehr so emo und hip wie früher, sie tragen recht normale Klamotten, kaum einer scheint Freude im Gesicht zu tragen. Man fühlt sich als wahrscheinlich einziger Fan etwas deplaziert.
Das ändert sich beim ersten Akkord der fünf Amerikaner. Dorothy dreams of tornadoes vom neuen Album Happy Hollow. Scheinbar schlagartig bewegt sich die Besucherschaft nach vorne, die müden Wochenanfangsaugen öffnen sich. Es ist kaum Platz übrig, außer der Anstandsmeter direkt vor der Band. Aber auch der wird ausgenutzt, als die Stimme von Frontmann Tim Kasher erklingt. Konzertatmosphäre! Menschen, die tanzen und die Texte kennen. Die vorhin ruhigsten von ihnen schreien sogar Songs der Band, die sogar die Musik übertönen. Was folgt, ist Bewegung, Schweiß, Rhythmus und eine gelungene Kombination aus alten und neuen Songs, unter anderem Big Bang, Art is Hard, Making Friends And Acquaintances und am Schluss als eine der drei Zugaben das grandiose dorothy at forty.
Was passiert ist? Ich habe mich geirrt, die Menge war, so klein wie sie war, auch heiß und begeistert und mehr als Cursive-zugetan, bis zum Ende.

Nachdem die Band entgültig von der Bühne geht, und der Applaus langsam verstummt, geht ein kleiner Teil wie gewohnt an den Merch-Stand, ein noch kleinerer Teil auf ein Bierchen an die Bar und der große Rest sucht sich wieder außerhalb den zugeteilten Platz, brav früh schlafen gehen, lernen und studieren, wieder mal den Abend mit der Freundin/dem Freund verbringen. Vorbei das nachfeiern mitten in der Woche. Der Trend zum Untrend hat sich vollzogen. Und heute stört es mich gar nicht.

Bilder:

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3
4 (Tim Kasher)

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